Sonntag, 18. August 2013

Eine Sache der Erziehung

Momentan haben wir Besuch und ich muss immer wieder feststellen, wie unterschiedlich diese Menschen sind.
Egal ob es der momentane Besuch ist, oder schon Freunde, die in der Vergangenheit kamen, es ist verblüffend.
Hierbei beziehe ich mich nun nicht auf die Charaktere oder deren Aussehen, sondern ausschließlich auf deren Verhalten.

Es ist Wahnsinn.

Ich habe zum Beispiel von meinen Eltern gelernt, wie man sich zu benehmen hat, was man machen darf, was nicht und alles was dazu gehört und das obwohl sie noch nicht ein Mal das perfekte Know-How hatten, aber dennoch gaben sie sich mühe.
Zweitens kommt aber mein menschlicher Verstand hinzu. Ich kann mir ja denken, was ich machen darf und was zu weit gehen würde.
Bei mir ist es aber auch oft eine Respektsache.

Ich rauche zum Beispiel nie vor meinem Vater. Das habe ich so gesehen und es geht irgendwie nicht. Ich kann es auch nicht erklären, aber es gibt Freunde von mir, die das auch nicht machen beziehungsweise können. Es geht nicht.
Dann gibt es einfach so Sachen die sich gehören, weil es so ist. Ich springe dann über meinen Schatten und mache es.
Ob es etwas was mit Religion zu tun hat oder mit der türkischen Kultur. Ich mache es. Nicht weil ich es will, sondern weil ich Respekt vor meinen Mitmenschen haben, denen gerade dies wichtig ist.

Genau das gleiche erwarte ich aber auch von meinen Mitmenschen.
Als ich mit meinen zwei Freundinnen in der Moschee war, haben sie zum Beispiel, ohne dass ich etwas gesagt habe, sich ein wenig verschleiert, weil sie wissen, dass sich das nun ein mal so gehört.

Wenn ich bei jemandem zu Hause bin, dann verhalte ich mich auch nicht so, als wäre ich bei mir zu Hause. Genau das erwarte ich auch, wenn jemand bei mir ist. Also ich mag es nicht, wenn Menschen komplett verklemmt bei mir chillen. Ganz im Gegenteil. Sie sollen sich wohl fühlen und so als wären sie zu Hause, aber es gibt so ein paar Sachen, die einen schon stören können. Wenn es quasi zu weit geht.

Ich hatte dieses Jahr jemanden zu Besuch, der ziemlich weit beziehungsweise schon fast an die Grenzen kam oder gar schon überschritten hatte. Wenn jemand einfach an den Kühlschrank geht, sich in den Schränken umschaut und einfach alles durcheinander bringt. So etwas kann ich nicht leiden. Es gibt Grenzen und diese sollten nicht überschritten werden. Man kann fragen, man bekommt eine Antwort, aber einfach so handeln, geht in meinen Augen nicht. Gerade was die Küche angeht, ist es für mein ein No-Go, wenn jemand irgendwo ran geht. Das ist mein Gebiet. Mein Territorium.

Ich meine das ist auch genau so, wie wenn jemand der hier in die Türkei oder in irgendein islamisches Land reist und sich dort nicht angemessen kleidet. Ein absolutes No-Go.
Hierbei meine ich natürlich nicht so diese typischen Klischees, wie ja viele leider denken, dass man ein Kopftuch tragen soll oder sich verschleiern soll. Es geht um Kleidung, die nicht gerade sexy wirken und nicht so großartig auffallend sind. Ich hatte zum Glück bis dato keinen Besuch, der nicht an so etwas dachte. Oft war es auch so, dass meine Freunde mich immer morgens fragten, ob deren Outfit so in Ordnung ist.
Es ist ja keine Pflicht sich zu verschleiern. Es geht hier, in den islamischen Ländern, nur darum, dass man nicht unbedingt in Hotpants und Bikinitop rumstolziert. Einfach ein Rock, Kleid oder eine kurze Hose und dann ein Top, Shirt oder sonst etwas.
Andersrum finde ich es aber auch nicht akzeptabel, wenn Menschen, die nach Deutschland kommen, sich nicht anpassen können. Hierbei meine ich auch nicht, wenn jemand für eine oder zwei Wochen aus Dubai nach Köln kommt. Da verstehe ich es, denn die Person ist es nicht anders gewohnt. Ich beziehe mich vor allem auf Menschen, die zum Leben nach Deutschland kommen. Da habe ich keine Akzeptanz für.
Ich muss mich an das Land anpassen. Sowohl die Sprache, als auch das Aussehen.

Nach diesen Sachen gibt es für mich noch einen ganz großen Faktor. Die Manieren. Hierbei wären wir bei Knigge angekommen.
Ich bin zu Hause ganz anders. Da kann ich frei sein und kann machen was und wie ich es will, aber wenn ich irgendwo bin, habe ich mich zu benehmen und mich anders als zu Hause zu geben.
Das wurde mir einerseits so beigebracht und andererseits ist es eine Charaktersache, denn ich informiere mich sehr gerne über solche Sachen. Was man eben machen, wie man etwas benutzten und sich benehmen sollte.
Das ist eine Sache der Erziehung.
Schließlich repräsentiere ich auch mein Eltern dadurch. So wie sie mich erziehen, wie ich mich gebe, so sind sie letztendlich.

Ich bekomme es jetzt gerade mit, dass zum Beispiel die Kinder unseres Besuches übermüttert werden. Auch der Mann.
Man merkt richtig, dass zu Hause alles die Frau macht. Kein Anderer steht auf und holt etwas oder macht irgendetwas zu Hause. Das geht gar nicht. Wenn ich Wasser möchte, habe ich Gott sei Dank zwei gesunde Beine und stehe auf und hole es mir. Ich habe auch gesunde Arme um den Kühlschrank zu öffnen oder mir etwas nachzuschenken. Wenn ich jemanden sehe oder höre, wie er von einem etwas verlangt, bin ich sofort auf 180 Grad und sage auch Meinung dazu. So etwas geht nicht.
Sofern man zusammen in einem Haushalt wohnt, muss JEDER etwas machen.

Selbst mein Vater ist nicht so, obwohl es in seiner Generation oft üblich ist. Er ist derjenige der die Spülmaschine bedient, den Staubsauger nutzt und einkaufen geht. Ich bin derjenige, der die Wäsche macht, die Küche nutzt und putzt. Es ist aber alles eingeteilt. Jeder hat seine Aufgaben. So muss es sein und nicht, dass einer alles macht.

Aber wie schon gesagt:
Einfach eine Sache der Erziehung. Nichts anderes.

Oft höre ich auch Ausreden, wie 'ich kann das nicht' oder 'weiß nicht wie es geht', aber dann muss man es erst recht versuchen oder sich zeigen/beibringen lassen. Ansonsten endet man irgendwann im Leben alleine, kann nichts machen und sitzt nur noch vor dem Fernseher und weiß nichts mit sich anzufangen.

Ich habe es schon so oft mitbekommen, wie ältere Ehepaare, bei denen einer der Beiden immer alles im Haushalt gemacht hat, nach dem Versterben des 'Machenden'-Partners, nicht lange alleine überlebten. Oft starben sie nach ein paar Jahren. Ich denke, dass das auch einfach dieses Unnützfühlen ist und dann noch dazu die Einsamkeit.

Wir müssen lernen, wenn wir von niemandem etwas beigebracht bekommen, es uns selbst beizubringen. Peinliche Situationen verhindern und anderen zeigen, wie es sein sollte.
Gib auch nicht deine Manieren auf, wenn du mittlerweile an deinem Gegenüber verzweifelst, denn selbst wenn dieser es vielleicht niemals lernen wird, begib dich niemals auf dessen Niveau.
Das macht dich besonders.

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