Donnerstag, 8. August 2013

Wenn die Familie einem 'fremd' wird

Ich beziehe mich meistens in meinen Posts auf meine Freunde, aber wie sieht es eigentlich aus, wenn es die Familie ist.

Wenn die Familie einem immer fremder wird. Wenn man das Gefühl hat sie kennen einen einfach nicht mehr.

Ich kenne das sehr gut. Ich liebe meine Familie und ehre sie auch, aber was mich als Mensch angeht, denke ich oft anders. Manchmal habe ich das Gefühl sie seien so fremd. Ich erkenne sie manchmal einfach nicht wieder. Wer ist das?, frage ich mich dann teilweise.

Wenn ich nur an meine Schwester denke, sie ist 15 Jahre älter als ich, ist sie nicht mehr die Person, die ich einst mal so geliebt und geschätzt habe. Klar, ich liebe sie auch Heute über alles, aber anders, eher als meine Schwester.
Früher war dies nicht so. Wir waren wie beste Freunde. Haben alles gemacht. Gequatscht, Spaß gehabt, Sachen unternommen und waren irgendwie für einander da.
Heute sieht die Welt ganz anders aus. Klar hat sich jeder auf seine Art und Weise verändert. Ich bin erwachsen geworden und sie hat eine Familie gegründet. Natürlich ist es schwer dann noch alles unter einen Hut zu bekommen, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass die Person, die mir gegenüber steht eine ganz andere, eine Fremde, ist. Ob es beim Reden über ein Thema ist, wo ich mir denke, wieso das gerade aus ihrem Mund kommt, obwohl sie vor kurzem noch anders dachte oder ob es einfach in der Beziehung zwischen uns ist. Es ist schwer. Es ist traurig.

Es kommen auch immer Phasen im Leben, in denen man mal mehr oder weniger Lust auf die eine Person hat. Aber das Wichtigste ist, das Nachfragen, wenn dies der Fall ist. Irgendetwas muss ja nicht stimmen, wenn es zu solchen extremen Unterschieden kommt.

Letztes Jahr war dies bei mir ganz extrem. Ich war mal wieder hier im Süden und eine Schwester nicht. Ich hatte aber nicht ein Mal das Gefühl sie würde sich über mich freuen, mich unterstützen oder gar für mich da sein. Nein. Mir kam alles vor wie Neid, Hass, Arroganz und einfach alles schlecht machen, was mich anbelangte. Egal was ich schrieb, sagte oder machte. Es wurde schlecht gemacht.
Ich kapselte mich vollkommen von ihr ab. Ich entzog sie aus meinem Leben.
Und da war es. Es viel ihr irgendwann auf. Sie fing an mit mir darüber zu sprechen.
Wir hatten uns richtig gut ausgesprochen und ich glaubte wirklich an eine Besserung. Jedoch war dies nicht der Fall. Nach nur ein bis zwei Wochen ging es von ihrer Seite genau so weiter, aber ich hatte mich geändert und dies bekam ich auch von ihr zu hören.
Mittlerweile ist alles okay. Mehr auch nicht. Weniger aber auch nicht.
Ich habe es akzeptiert. Lebe damit wie es nun ist, aber mit einer einzigen Bedingung. Ich lebe mein leben und sie soll und darf sich nicht bei mir einmischen. Dies klappt erstaunlich gut. Es ist schade, aber die beste Möglichkeit ohne Gedanken und Last weiterzuleben.

Aber es gibt solche Momente nicht nur mit der Schwester.
Natürlich ist dies immer die erste Person. Egal in welcher Familie. Man hört so oft, dass sich Geschwister in die Haare kriegen.
Dies gehört wohl einfach zum Leben und Lauf der Natur zu.

Selbst die eigenen Eltern können einem fremd werden.
Ich denke oft daran, wenn es mir mal nicht gut geht oder ich einfach keine Lust auf das Beisammensitzen habe. Ich werde dann oft innerlich richtig aggressiv.
Wenn ich alleine mich entspannen möchte, eins meiner Familienmitglieder zu mir kommt, sich neben mich setzt und einfach vor sich hin schweigt. Das kann ich gar nicht ab. Entweder redet man miteinander oder aber man kommt gar nicht erst hin.
Man merkt mir es an, dass ich keine Lust dazu habe, aber dennoch bleiben sie bei mir. Es ist vielleicht gut gemeint, aber ab und an habe ich das Gefühl, dass sie gar nichts denken. Nicht hinter die Fassade blicken.
Natürlich beziehe ich mich hierbei nur auf vereinzelte Situationen und nicht dass allgemeine Leben.

Ich denke mir dann immer nur, ob ich den Anderen gegenüber so fremd bin. Sie mich gar nicht kennen. Mich nicht einschätzen können und nicht von meiner Art und Weise, sowie meiner Mimik und Gestik, wissen wie ich mich gerade fühle.
Es ist schließlich nicht so, dass man rund um die Uhr mit einander verharren muss. Jeder braucht und will seine eigene Freizeit haben.
Einfach mal Ruhe. Ruhe für sich selbst haben.

Wenn man über dieses Thema diskutieren möchte, ist dies nicht leicht. Es wird oft falsch verstanden oder gar sofort abgewiesen.
Man sollte doch eigentlich in der Lage sein über alles ein wenig sprechen zu können.
Dem ist wohl nicht so.

Wir sollten auch beziehungsweise gerade in der Familie mehr Rücksicht auf einander nehmen. Nicht einfach sagen, dass das meine Mutter, mein Vater, mein Bruder oder meine Tochter ist. Nein. Es sind Menschen, die zu verstehen sind. Nur weil es das gleiche Blut ist, welches durch unsere Adern fließt, heißt das noch lange nicht, dass die Charaktere gleich sind.
Jeder Mensch ist individuell und einzigartig.
Auch in einer Familie.

Wir sollten es nicht so weit kommen lassen.
Wenn dann doch die Familie einem fremd wird, sollten wir es zu Herzen nehmen und daran arbeiten sie neu kennen zu lernen.

1 Kommentar:

  1. Diese Situation kommt mir leider bekannt vor. Habe das Gefühl des fremd seins oft bei meiner Mama. Es gibt so Momente, da hab ich das Gefühl eine fremde Frau vor mir zu haben, die nichts von mir weiß und dann gibt es diese Momente, da ist sie mir ganz nahe. Dazu muss ich sagen, dass diese Momente immer öfters kommen. Je älter ich werde je näher kommt sie mir. Das war bis vor 3 Jahren noch ganz anders. Glaube da kannte ich dieses Gefühl der Nähe zu meiner Mama gar nicht. Wir hatten auch nie ein gutes Verhältnis. Natürlich liebe ich sie ohne Ende. Keine Frage, aber die Beziehung zwischen uns war schon immer schwierig, aber ich bin selbst manchmal erstaunt darüber, dass es immer besser wird. Kann nicht mal sagen warum. Wir reden einfach mehr. Sind immer öfters einer Meinung, es wird einfach enger zwischen uns worüber ich total glücklich bin.
    Heute war ich zum Beispiel bei meinen Eltern. Mama war noch beim Sport und ich hab mich mit Papa unterhalten. Mama kam nach Hause. Früher war es so, dass ich dann noch so 10 Minuten blieb und dann gegangen bin, weil ich wusste, dass es eh wieder streit gibt oder sie alles was ich sage schlecht macht. Jetzt ist es anders. Ich hab noch über ne Stunde bei meinen Eltern gesessen und wir haben uns einfach unterhalten. Ein tolles Gefühl.

    Hoffe bei dir wird es vielleicht auch wieder besser. Das es mit den Jahren auch wieder kommt, dass das Verhältnis zwischen euch besser wird. Vielleicht nicht mehr wie früher, aber das du wieder das Gefühl der Nähe hast.

    LG

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