Donnerstag, 15. August 2013

Respekt vor dem Menschen

scheint mittlerweile fast ausgestorben zu sein.

Ich bin ja kein religiöser Mensch und verlange nichts, wenn ich dies nicht auch von mir aus gebe. Es gibt aber Situationen und Momente im Leben, da muss man über seinen eigenen Schatten springen und einfach mal auf 'Back to the roots' machen.

Da ich nicht religiös bin, sage ich, dass meine Eltern aus einem muslimischen Land, der Türkei stammen. Sie kommen aus Izmit (nähe Istanbul) und in unserer Kultur sind gerade Festtage die wichtigsten im Jahr.
Es ist wie Weihnachten. Wir haben davon zwei. Ramadan ist der Fastenmonat und am Ende dessen ist Bayram. Das ist unser Zuckerfest. Die heiligste Zeit des Jahres.
Zwei Monate und zehn Tage später ist Kurban Bayram. Das so genannte Opferfest.
Ich will mich jetzt auch nicht auf die Kultur und Religion beziehen. Das geschieht zu einer anderen Zeit noch.

Hierbei geht es um Enttäuschungen und die Folgen dessen.

Wir hatten jetzt, die letzten drei Tage, Bayram.
Es ist Tradition, dass immer die Jüngeren zu den Älteren gehen. Wenn man eine große Familie ist, bleibt man am ersten Tag zu Hause und begrüßt und bewirtschaftet den Besuch und an dem zweiten und dritten Tag geht man zu den Anderen.
Ich habe zum zweiten Mal in meinem Leben dieses Fest in meiner Heimat, der Türkei, verbracht und kann nur eins sagen:
Ich finde, dass in Deutschland dieses Fest sogar besser behandelt wird als hier. Die Menschen sind irgendwie gebundener und lieben ihre Traditionen. Ich meine auch nicht nur die eigenen Landsleute, sondern ich bekomme immer wieder von meinen Freunden Glückwünsche oder sogar Besuch.

Hier sieht dies ganz anders aus. Es ist nur enttäuschend.
Ich war am ersten Tag, obwohl ich mich jetzt nicht zu solch einem Fest gebunden fühle, bei all unseren Nachbarn und habe allen Gratuliert und getan was dazu gehört. Ich habe dies für meinen Vater und auch für meine verstorbene Mutter getan. Es nennt sich Respekt.
Andersrum habe ich auch, was typisch für unser Zuckerfest ist, selbst Baklava zubereitet, denn wenn jemand zu einem zu Besuch kommt, wird dem etwas Süßes vorgesetzt.
Mir war eigentlich zu 100 Prozent klar, dass alle kommen werden, da mein Vater hier der Zweitälteste Mensch ist.

Um so mehr war ich enttäuscht, dass wirklich keiner kam. Es sind zwei unserer Nachbarn gekommen, von denen ich es gar nicht erwartet hatte und die eine Person hatten wir auch erst etwa eine Woche vorher kennengelernt. Sie kamen. Sie können sich stolz fühlen.

Freunde meines Vaters, selbst die besten Freunde, die er als seine Familie sieht, kamen nicht.
Ich kann so etwas nicht nachvollziehen.
Selbst Freunde aus Deutschland haben ihm gratuliert. Bekannte riefen an.
Aber dass die direkten Nachbarn einfach nicht ein Mal erscheinen, ist für mich wie ein Vertragbruch zwischen Freunden. Wenn man zu Besuch geht, muss man auch nicht Stunden dort verweilen. Selbst ein an der Tür kurz gratulieren reicht vollkommen aus.

Gestern Nacht um Punkt zwölf Uhr war unser Fest schließlich für dieses Jahr dem Ende angelangt und es kam wirklich keiner.

So gereizt ich auch war, habe ich einen Post meiner Gedanken auf Facebook veröffentlicht. Ich habe dort alle von hier als Freunde und somit kann dies jeder lesen.

"Bayram ist nun auch schon rum und hiermit ein großes Dankeschön an alle, die daran gedacht haben. Ihr seid spitze.  
Ich bin von einigen Menschen dieses Jahr sehr enttäuscht. So etwas hätte ich nicht erwartet. Hierbei geht es nicht um Menschen, die weiter weg sind, sondern um die, die direkt in er Nähe sind. Nach meiner Meinung nach gibt es hier kaum mehr Respekt vor einem Menschen und der Religion. Ich rede auch nicht von mir selbst. Es ist mir egal, aber es geht hierbei um meinen Vater. Wie kann ein Mensch (ein Nachbar), der nicht ein Mal an solch einem Tag (Bayram) kurz vorbeischaut, ihm noch in die Augen schauen. 
Danke an all diejenigen, die kamen, anriefen oder schrieben und an einen dachten, aber den Anderen habe ich nichts mehr hinzuzufügen."

Diesen Post habe ich natürlich auf Türkisch veröffentlicht.

Das faszinierende daran ist, dass dies nun alle lesen, aber keine darauf reagiert. Sie wissen alle, dass sie etwas quasi verbockt haben.

Dazu kann ich nur folgendes sagen:
Menschen lesen nur das, was sie wollen und ignorieren das, was sie betrifft!

In meinen Augen ist dies einfach nur eine Bestätigung dafür, dass hier die meisten Menschen nur hinterlistig sind. Wenn wir ihnen aus Deutschland etwas mitbringen, sind wir super und die Besten. Aber an solch einem Tag nicht zu erscheinen, ist für mich so enttäuschend, dass sie von mir nichts mehr erwarten sollten und ich ebenso auch von ihnen nichts mehr, außer eine normale Bekanntschaft, wissen will.

Klar schrieb ich hier schon in einem anderen Thema, dass ich vielen hier meine Meinung zu den lästigen Dauerbesuchen geäußert hatte, aber an den heiligen Tagen gilt so etwas natürlich nicht.
Ich sprach auch mit meinem Vater nun darüber und er ist der selben Meinung. Für ihn ist eine kleine Welt hier zusammengebrochen und wenn er dies schon sagt, muss es ihm wirklich das Herz gebrochen haben.
Und wie sagt man hier so schön:
Man kann in gebrochenes Herz versuchen zu reparieren, aber ganz heilen wird es nie.

Wie würdest du dich denn fühlen, wenn deine liebsten Personen dir zu Weihnachten oder sogar zum Geburtstag, denn hier ist Bayram wichtiger als alles andere, nicht ein Mal kurz gratulieren würden?
Man wäre enttäuscht und irgendwie sogar sauer auf diese Personen.

Ich bin auch an sich ein Mensch, der nie nachtragend ist, aber ich vergesse nie.
Wenn nun jemand, von diesen beschriebenen Menschen, hier erscheinen sollte, sind sie herzlichst eingeladen, aber sie sollen nichts mehr von mir erwarten. Für mich sind es nun ein Mal keine wahren Freunde.
Und schon wären wir wieder bei diesem Thema.

Wie schon am Anfang gesagt:
Springe ab und zu über deinen Schatten und zeige Respekt.
Respekt vor dem Alter.
Respekt vor dem Menschen.
Respekt vor den Traditionen.
Respekt vor der Religion.
Respekt. Es macht einen guten Menschen aus.

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