Montag, 15. Juli 2013

Ein Ort der Ruhe

Nach den gestrigen weinenden Stunden vor diesem Blog, musste ich Heute einfach mal raus.
Ich bin nur Einkaufen gefahren, aber habe mir viel Zeit gelassen und dann bin ich zu meiner Ma.

Der Friedhof ist ziemlich weit oben auf einem Berg und man fährt entlang eines alten Dorfes und trifft auf dem Weg auf Kühe, Schlangen und viele andere Tiere. Ein wirklich schöner Ort.

Hier in der Türkei beziehungsweise in den südlichen Ländern sind die Traditionen und die Gräber ja ganz anders als bei uns in Deutschland. Hier sind alle Gräber circa ein Meter hoch und ummantelt mit Marmor. Unseren Grabstein haben wir jedoch auf einem Friedhof in Deutschland gesehen, verliebt, fotografiert und hier nachmachen lassen.
Das Bild ist ein kleiner Ausschnitt vom Grab. Ich versuche es so gut wie es nur möglich ist zu pflegen. Ich fahre mindestens zwei mal die Woche hoch und mein Vater fährt auch noch mal extra hin.

Worauf ich eigentlich Heute hinaus möchte ist, dass ich weder ein religiöser noch ein gläubiger Mensch bin. Für mich gibt es etwas, etwas unbeschreibliches, aber keine Religion und wenn ich ganz ehrlich zu mir bin auch keinen Gott. Ich glaube das habe ich auch noch nie jemandem so direkt gesagt und keiner weiß, dass ich so denke.

Religionen. Sie sind gut. Nützlich, aber auch sehr gefährlich. Für mich sind diese ganzen Religonen einfach damals von sehr schlauen Menschen erschaffen worden, die sahen, dass die Völker langsam aus reinster Langeweile und Unwissenheit anfingen gegeneinander Kriege zu führen. Plötzlich kam eine Religion und die Menschen wussten an was sie glauben sollten. Nach einer bestimmten Zeit fingen einige dieser an aufzugeben und wurden wieder aggressiv. Neue Religion begann. Und so erkläre ich mir das Enstehen der Religionen.
Heut zu Tage müsste eigentlich nach dieser Theorie wieder eine neue entstehen, aber die Völker sind mittlerweile einfach ganz anders. Wenn Heute jemand von einer Wanderung zurück käme und sage dass er eine Nachricht von Gott bekam, lande er sofort in der Irrenanstalt. Aber: Wieso? Wieso war dies früher nicht so. Wieso wurden sie damals nicht ermordet, wie die so genannte 'Hexenverfolgung'?

Gott. Gott ist da. Gott ist weg. Was denn nun? Genau das ist mein Problem. Wieso sollte ich an etwas glauben, dass nicht existiert? Wo ist denn Gott? Wenn ich mit Menschen rede sage ich um einfach nicht aus der Masse herauszustehen, dass ich an diesen glaube, aber wenn ich ehrlich zu mir bin sage ich, dass ich nicht an ihn/sie glaube. Ich kann schließlich auch nicht an etwas unsichtbares mich festhalten und dieses unsichtbare bewundern. Wie denn, ich sehe es ja nicht ein mal?! Ich weiß, dass dies ein ehr schweres Thema ist und hier sich wirklich Meinungen dermaßen trennen, aber es ist einfach meine Sichtweise.

Ich respektiere jeden und jede, der/die an all dies glaubt und ziehe auch meinen Hut ab vor Leuten, die wirklich ihre Religion ausleben, aber ich gehöre einfach nicht dazu.

Wie kam ich Heute hierzu? Ahja...
Ich war bei Mama. Für mich ist es ein Grab, aber jedoch ist es auch nichts anderes. Ich pflege es und sorge dafür, dass es wunderschön ist, aber ich gehe nicht dort hin um zu beten oder sie zu 'kontaktieren'. Sie ist in meinem Herzen und das für Immer und Ewig. Sie ist nicht irgendwo. Einfach nur im Herzen.
Ich sehe wie Menschen dort hin gehen, beten, auf ein Mal dort emotional werden und anfangen über die verlorene Person zu reden, aber ich verstehe dies nicht. Ich kann jeder Zeit emotional werden. Ich kann immer über diese Person reden und ebenso kann ich immer und überall beten, wenn es nötig ist. Ich finde, dass diese Art und Weise dieser Menschen irgendwie falsch ist. Mir kommt es auch eher als ein falsches Getue vor und nicht als ehrliche Emotion.
Heute musste ich auch feststellen, dass gerade hier, in diesem muslimischen Land, alle von Gott und dem Islam reden, aber eigentlich keiner dem nachgeht. Wenn mich jemand nach diesem Thema fragt, sage ich immer offen, dass ich nicht an Religionen glaube und automatisch werde ich komisch angeguckt und schon fangen heiße Diskussionen an. Meine Argumente sorgen zwar letztendlich zum Schweigen, aber dennoch versteht mich keiner. Ich kann aber von mir behaupten, dass ich ohne den Gedanken an Religion, nämlich mit einfachem Menschenverstand, mehr leiste als die Meisten hier.
Noch mal zurück:
Was mir eben Heute auffiel war, dass unsere ganzen Bekannten mit ihren Autos überall hin fahren, zu uns kommen und ihr Mitleid mit uns teilen, aber keiner dieser Menschen fährt die knappen 3 km hoch zum Grab und schaut einfach vorbei. Sie sind doch alle so Gläubig. Andersrum habe ich Freunde, meine wahren Freunde, die 3000 km und somit 3 Stunden Flug plus Kosten auf sich nehmen, um das Grab zu besuchen.
Jetzt meine Frage: Was hat man dann von der Religion und dem Glauben überhaupt?

Für mich hat das nämlich damit überhaupt nichts zu tun. Das ist reinste Charaktersache und der einfachste Menschenverstand, den jeder haben sollte.

1 Kommentar:

  1. Auch heute kann ich dir nur zustimmen.
    Das einzige an was ich glaube, ist an mich selbst. Ich bestimme den Weg in meinem Leben und kein Gott.
    Wenn sich aber jemand dafür entschieden hat, sein Leben nach der Religion zu leben, sollte er es ganz und nicht nur teilweise machen. Wenn man sich dafür entschieden hat, dann mit allen Konsequenzen und allem was dazu gehört und nicht nur halbe Sachen.

    Auch meine Lieben die von mir gegangen sind, sind in meinem Herzen und wenn ich an sie denke und mir nach weinen ist mache ich das. Dafür muss ich nicht an einem Grab stehen. Denn sie sind immer bei mir. Mein Opa ist vor 15 Jahren gegangen. Ich war, glaube ich, 4 mal an seinem Grab. Ich bin kein Friedhofsgänger. Wenn ich meinen Lieben nah sein will, schau ich in den Sternenhimmel und erinnere mich an die schöne Zeit. Oder schließe einfach die Augen und erinnere mich an sie. In diesem Moment bin ich ihnen näher, als wenn ich vor dem Grab stehe.
    So hat jeder seinen Weg, wie er damit umgeht.

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