Dienstag, 16. Juli 2013

Einsamkeit als Glücksgefühl

Kennst du das, wenn du einfach mal deine Ruhe haben möchtest, alleine sein und einfach nur die Stille genießen willst.
Ich kenne dieses Gefühl kaum, obwohl ich mich jeden Tag genau nach diesem sehne.
Ich wohne mit meinem Pa in einem Haus, sowohl im Norden als auch hier im Süden. Somit bin ich eigentlich nie alleine. Er ist Rentner und ich momentan zu Hause. Also hocken wir 24 Stunden auf einander rum. Einerseits genieße ich es, denn wer weiß wie lange wir noch Zeit haben um zusammen zu sein und andererseits vermisse ich das Alleinsein.

Aber wie macht man das eigentlich?!
Im Norden ist das gar nicht so ein großes Thema, denn es kündigt sich jeder Besucher vorher an, keiner geht dem Gegenüber auf den Senkel und wenn doch kann man dieser Person einfach sagen, dass man momentan keine Lust hat.
Keiner meiner Freunde ist sauer oder gekränkt, wenn man mal nicht ans Telefon geht oder mal die Tür selbst nicht öffnen würde oder ähnliches. Man kann ohne Gedanken absagen. Das Leben zwischen einander ist einfach lockerer.

Nun bin ich im Süden und mein Gedanke war, dass ich endlich einfach mal ein bisschen Ruhe haben kann. Keiner will irgendetwas von einem oder sonst irgendwie was. Ich kann machen was ich will, denn es ist mein Haus und wenn ich auf jemanden Lust habe, dann gehe ich hin oder lade sie ein.
Eigentlich doch ein einfacher und plausibler Gedanke, oder nicht?

Nun komme ich auf das, was ich eigentlich erzählen möchte:
In diesem Jahr freute ich mich auf eine bestimmte Woche ganz extrem. Ich sollte alleine sein! Ganz alleine in einem großen Haus, ohne irgendjemanden um mich herum, ohne auf irgendjemanden Rücksicht zu nehmen und einfach sich frei zu fühlen. Mein Pa war nämlich im Urlaub und das im Urlaub.

Der erste Tag begann. Ich habe alle verabschiedet, bin rein und hatte meinen ganzen Abend schon geplant. Auf ein Mal klingelte das Telefon und ich ging auch noch ran und wurde zum Essen eingeladen. War okay. Ich ging hin, weil es einfach unsere besten Freunde hier sind und sie näher zu uns stehen als zu irgendjemanden anderen. Ich erzählte ihnen am Abend, dass ich so glücklich bin einfach mal eine Woche für mich allein zu sein und habe ihnen quasi klar gemacht, dass ich auch von ihnen nichts hören möchte. Dachte mir, alles sei nun geklärt und eine Woche voller Ruhe und purer Entspannung kann starten.

Einsamkeit als Glücksgefühl wurde bei mir schnell zu einem Hassgefühl.

Es folgten drei ganze Tage voller Anrufe, Angeklingel und pures Generve. Ich war mittlerweile eingesperrt in meinen eigenen vier Wänden. Ich wurde am zweiten tag gleich 16 Mal angerufen und bin dann beim letzten Mal doch ran gegangen und habe ihnen nochmals erklärt, dass ich alleine sein möchte. Den Abend verbrachte ich auch so, bis zum nächsten Morgen. Wieder Anrufe. Ich hatte irgendwann es so satt und bin in mein Auto gestiegen und einfach bisschen rum gefahren um weg zu sein. Als ich am Abend wieder zu Hause war, hörte ich nur auf ein Mal wie ein Schlüssel ins Türschloss gesteckt wurde und jemand kurz davor war die Tür zu öffnen. Ich eilte zur ihr, öffnete diese und war geschockt und entsetzt, dass der Bekannte, der auch immer Anrief, auf ein Mal an dieser Tür stand und einfach rein wollte. Ich sprach ihn darauf an und eine einfache Ausrede alla 'Ich dachte dir wäre was passiert' sollte diese Situation aufklären. Ich sagte nur, dass ich weg war und vorhin rein kam und mir schon nichts passiert, aber ich einfach ALLEINE sein möchte. Er ging.
Der nächste Tag war genau so crazy. Ich habe mich ernsthaft mittlerweile, ich weiß nicht ob es mir auch irgendwie Spaß gemacht hat, in meinem Haus richtig versteckt. Das Telefon habe ich ausgeschaltet, bin hoch auf die 'Terrasse' (dritte Etage) gegangen und habe mich dort auf den Boden gelegt. Währenddessen habe ich mit meiner liebsten Freundin und meiner Seelenverwandten geschrieben.
Mittlerweile hatte ich sogar ein Geheimversteck, falls jemand wieder einfach so in mein Haus kommen möchte. Willkommen in der Kindheit: Kleiderschrank. Tür auf, rein, Tür zu.
Ebenso war ich nun nicht mehr mit meiner Seelenverwandten am Schreiben, sondern wir führten eine Videogespräch und sie verfolgte mich auf Schritt und Tritt und ich konnte ihr alles einfacher erklären und zeigen.

Irgendwann habe ich einen Brief geschrieben, ihn an die Tür geklebt und gehofft, dass das einfach mal alles klärt:
"Ich weiß nicht, ob ihr die Einsamkeit als etwas schlimmes und unmögliches seht, aber ich sehe es nicht so. Lasst mich einfach alle mal in Ruhe. Ihr könnt wirklich einem auf die Nerven gehen."

Es kam irgendwann jemand, nahm den Brief mit und von dem Zeitpunkt hörte ich nichts mehr von ihnen oder sonst wem. Ich war endlich alleine. Ein wunderbares Gefühl. Es hielt leider nur noch 2 Tage, da dann meine Familie wiederkam, aber es war schön.

Dies ist jetzt kein großartiges Thema, aber mal etwas zum Nachdenken und vielleicht auch zum Schmunzeln.

Ist denn die Einsamkeit etwas so schlimmes? Für mich: Nein. Es kommt ganz auf die Person und den Gemütszustand an.

2 Kommentare:

  1. Einsamkeit kann sehr schön sein. Es kommt immer auf die Situation an, aber wenn man das verlangen danach hat, sollte man dieses Verlangen auch stillen dürfen.
    P.S. deine Freundin hat sich bestimmt kaputt gemacht, als sie deine Verstecke gesehen hat :-)
    Freu mich auf deinen nächsten Beitrag. Echt interessant dein Blog.

    AntwortenLöschen